a) Allgemeines zur Einführung
Anmerkungen
zu den Höhenangaben
In
keiner Region des Karakorum sind die Höhenangaben in bisher
veröffentlichten Karten so fragwürdig wie im nördlichen und
nordöstlichen Karakorum. Dies liegt daran, dass in dem Gebiet
keinerlei Vermessungsarbeiten stattgefunden haben. Halbswegs zuverlässige
Messungen haben sich beschränkt auf die Punkte, die aus leichter
zugänglichen Positionen sichtbar waren, d.h. von Punkten aus den
südlichen und südwestlichen Vorbergen des Karakorum sowie von
bestimmten Punkten der Haupttäler und großen Gletscher, die mit Lage
und Höhe an das Hauptvermessungsnetz angeschlossen waren. Diese
Messungen fanden überwiegend bereits in der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts statt. In die sehr abgelegenen Täler des Karakorum ist
dabei aus vielerlei Gründen niemand vorgedrungen. Also waren viele
Gipfel und Täler niemals ins Visier der Vermessungsgeräte gekommen,
weil sie von außerhalb einfach nicht sichtbar waren. Nur die wenigen
ganz hohen Spitzen, welche die davor liegenden Berge überragten,
konnten eingemessen werden.
Wie aber kamen dann die Landkarten
für die von den Vermessern unbegangenen Regionen zustande?
Forschungsreisende und Pioniere des Bergsteigens haben auf ihren
Expeditionen Lageskizzen angefertigt. Höhen wurden dabei oft geschätzt,
manchmal wurden aber auch Messungen von Entfernungen und
Höhen durchgeführt. Dabei war die Höhe der Ausgangspunkte
häufig unsicher. Ein Fehler in der Ausgangshöhe wirkte sich aber auf
alle darauf aufbauenden Daten aus. So wurden nach und nach die weißen
Flecke auf den Landkarten gefüllt, meist auf sehr unsicheren
Grundlagen und oft geschätzt. Bei Bergsteigern mag auch der Wunsch,
auf einem möglichst hohen Gipfel gestanden zu haben, manche
Höhenangabe noch oben getrieben haben.
Wir wären schon etwas
besser informiert, wenn wir wüssten. welche Höhen der Landkarten auf
abgesicherten Grundlagen beruhen und welche nicht. Kein
Kartenhersteller gibt aber dazu Auskunft, und feststellen könnte man
es höchstens über jahrelange Studien der Originalunterlagen in
irgendwelchen Archiven der Welt. Misstrauen gegenüber Höhen in
Landkarten ist immer dort angebracht, wo man überwiegend gerundete
Zahlen wie 6400, 5900, 6230, 5980 etc, findet. Dies ist immer ein
Indiz dafür, dass die Höhen nur geschätzt sind, sei es "aus dem hohlen
Bauch" heraus oder auf einer etwas besser gesicherten Grundlage, und
so ist es auch hier in den eingangs genannten Quellen. Aber auch
dortige, vermeintlich genaue Höhen wie 6544 m können vollkommen falsch
sein. Zunächst muss man leider jeder Höhenangabe misstrauen.
Man kann das Problem heutzutage bedingt angehen, indem man sich auf
Satelliten-Messungen und auf Höhenvergleiche per Fotografien stützt.
Aber auch dabei ist Vorsicht angebracht, denn die einfachen
Satellitenmessungen liefern keine genauen Ergebnisse, und zur
richtigen Interpretation möglicher Fehlertoleranzen bei
Satellitenmessungen sowie bei Analysen per Fotografien braucht es viel
Erfahrung. Im konkreten Fall haben meine detaillierten Untersuchungen
zum Ergebnis geführt, dass nördlich und nordöstlich des Hauptkamms des
Hispar Muztagh fast alle bisherigen Höhenangaben zu korrigieren sind.
Die Größenordnung der Korrekturen, die ich mit meiner obigen Karte
vorgenommen habe, liegt zwischen + 247 m beim Isphardin (6550 m
anstatt 6303 m) und - 450 m beim höchsten Gipfel der Chot Pert-Gruppe
(6120 m anstatt 6570 m). Viele Gipfel sind in der Karte erstmals mit
Höhen versehen.
Mit Ausnahmen bei den meisten hohen Gipfeln des
Hispar Muztagh sowie beim Karun Kho und Chapchingal Sar, deren Höhen
inzwischen relativ gut durch Vermessungen abgesichert sind und die
folglich übernommen werden konnten, sind die
Höhen in obiger Karte in der Regel als Werte mit eine Genauigkeit von
ca. +/- 20 m anzusehen. Deshalb finden Sie in der Karte auch fast nur
auf 10er gerundete Werte wie z.B. 5870 m. Bei sehr steilwandigen
Gipfeln kann der Fehler etwas größer als 20 m sein. Genauere
Auswertungen bei vertretbarem Aufwand lassen Satellitenmessungen und
Fotoauswertungen derzeit aber nicht zu.
"Meer der namenlosen Gipfel
und Täler" könnte man den nördlichen Karakorum nennen.
Außer im Ort Shimshal (in der Mitte von Bild Nr. 1) wohnt kein Mensch
in dieser Welt der 5- und 6-Tausender. Deshalb haben auch nur wenige
Berge einen Namen. Wer sollte schon aus welchem Grund Namen vergeben
haben in einer abgeschiedenen Landschaft, in die weitgehend auch heute
noch kaum ein Mensch einen Fuß setzt. Immerhin haben die Einwohner
Shimshals schon vor langer Zeit für ihre Viehherden die Region um den
Shimshal-Pass erschlossen und nutzen als Weideflächen auch die
Hochtäler zwischen Shimshal und dem oberen Ghujerab-Tal. Aber das
Ghujerab-Tal selbst ist unbewohnt, ja es gibt dort nicht mal einen
Weg. Seit die Schlucht des Shimshal im Jahr 2003 von Pasu am
Karakorum-Highway her durch eine abenteuerliche Piste für Jeeps
erschlossen ist, kommen immerhin einige Gruppen von Bergsteigern und
Trekkern in die Region, sehr fürsorglich unterstützt von den
Shimshali, denen sich dadurch eine bescheidene Erwerbsquelle neben der
Land- und Viehwirtschaft erschlossen hat. Einige Shimshali haben es
auch bereits an den Achttausendern des Karakorum zu Ruhm und Ehre
gebracht, manche sind dort aber auch zu Tode gekommen.
Dem
Bergsteiger oder Trekker sei es hier bereits vorab mitgeteilt: Es gibt
keine touristische Infrastruktur und sämtliche Lebensmittel sind
bereits außerhalb des Shimshal-Tales einzukaufen.
b) Shimshal-Tal und
Virjerab-Gletscher
Eigentlich
beginnt das Shimshal-Tal erst bei der Einmündung des Pamir-i-Tang ca.
7 km östlich des Ortes Shimshal. Bezieht man aber den weiter
nach Südosten gerichteten Verlauf des Tales mit ein, so kann man
durchaus sagen, dass das Shimshal-Tal bereits am Nordostende des Snow
Lake beginnt, von wo aus es auf den ersten 40 km zunächst durch den
Virjerab-Gletscher ausgefüllt ist. In diesem Gletscher entspringt der
gleichnamige Fluss, unmittelbar danach bereits aus Richtung Süden vom
mächtigen Khurdopin-Gletscher gespeist, der ebenfalls am Nordrand des
Snow Lake seinen Ursprung hat. Der Khurdopin-Getscher hatte in
Vergangenheit sogar das Tal abgesperrt, so dass sich südöstlich der
Gletscherzunge ein See bildete, der beim Durchbruch Verwüstungen im
Tal anrichtete. Bis zur Mündung des Shimshal in den Hunza-Fluss bei
Pasu folgen dann - ebenfalls von Süden, mit dem Ursprung aber am Fuß
der Siebentausender des Hispar-Muztagh - weitere mächtige Gletscher,
die fast alle mit ihrem Eis bis zur Talsohle des Shimshal reichen:
Yukshin-Gardan-Gletscher, Yazghil-Gletscher, Malangutti-Gletscher,
Momhil-Gletscher und zwei weitere.
Seit dem Jahr 2003 gibt es eine mit Jeeps
befahrbare Piste von Pasu am Karakorum Highway durch die Schlucht des
unteren Shimshal bis zum gleichnamigen Ort. Diese Fahrt ist nichts für
schwache Nerven, aber auch als Fußgänger wäre man zumindest von
Steinschlag bedroht. Die Straße wurde von den Shimshali gebaut. Vorher
war der Ort nur über gefährliche Pfade in den Steilwänden der Schlucht
erreichbar.
(2) Shimshal-Schlucht zwischen Pasu und Momhil-Gletscher
Im Hang auf der linken Seite des Bildes ist die schmale Piste
für Jeeps zu erkennen.
Foto:
Jérémie Goulevitch, www.flickr.com
Ab ca. 2650 m Höhe östlich der Einmündung der drei dicht aufeinander
folgenden Gletschertäler Abdigar-Dür, Lupghar Yaz und Momhil -
letzteres wird in einer großen Serpentine überwunden - klebt die Piste
nicht mehr in den Steilhängen der Schlucht, sondern verläuft
weitgehend auf dem allmählich breiter werdenden Talboden. Eine Brücke
führt vom Südufer zum Nordufer und eine weitere Brücke zurück zum
Südufer. In 2900 m Höhe blockieren die Moränen und das schwarze Eis
des Malangutti-Gletschers das Tal. Die Piste weicht wieder auf das
Nordufer aus, von wo aus dann - bei gutem Wetter - der mächtige
Gletscher und die vergletscherte Nordwand des Disteghil Sar (7885 m)
bestaunt werden können:
(3) Nordwand des
Disteghil Sar (7885 m) und Malangutti-Gletscher,
fotografiert
von der Piste von Pasu nach Shimshal
Fast 5000 Höhenmeter
sind es von der "Straße" bis zum Gipfel!
Foto: Anton Reiser;
Beschriftung: Günter Seyfferth
Der Disteghil Sar ist der höchste Berg des
Hispar Muztagh und der
siebthöchste Berg des Karakorum. Er wurde erstmals im Jahr 1960 von
einer österreichischen Expedition bestiegen, allerdings von der
weniger steilen Südseite her. Die hier sichtbare Nordwand wurde noch
nicht bezwungen. Der Berg weist nur 2 Besteigungen auf (Stand 2015).
Die Geschichte seiner Besteigungen finden Sie
hier.
Von diesem spektakulären Aussichtspunkt sind es nur noch wenige
Kilometer bis nach Shimshal:
(4) Das Dorf Shimshal mit Blick nach Osten
Shimshal liegt am Südufer des gleichnamigen Flusses auf den im Bereich
der Talsohle flach auslaufenden Hängen des Hispar Muztagh. Bäume,
Büsche und Getreidefelder sind einzig und allein der künstlichen
Bewässerung zu verdanken. Über kunstvoll angelegte Kanäle wird das
Gletscherwasser der höher gelegenen Seitentäler den Feldern
zugeleitet. Außerhalb der bewässerten Zonen gibt es in dieser
Höhenlage so gut wie keinen Bewuchs, weil zu wenig Niederschlag
fällt.
Im Hintergrund sieht man die ersten Fünftausender der Chot
Pert-Gruppe, dem Gebirsgzug zwischen dem Virjerab-Gletscher (rechts)
und dem Tal des Pamir-i-Tang (links). Jenseits dieser Bergkette
befindet sich der
Shimshal-Pass (4745 m), wo sich die Hochweiden für das Vieh der
Shimshali befinden.
(5) Blick von Nordosten nach Shimshal
mit dem Peak 5340 im
Nordausläufer des Isphardin (6550 m)
Der teilweise
begrünte Erdhügel, der vor dem von links kommenden Seitental liegt,
ist vermutlich das Ergebnis eines Bergsturzes in frühen Zeiten.
Foto:
Jérémie Goulevitch, www.flickr.com
Von Shimshal aus gewähren nur die dort von Süden einmündenden zwei
Seitentäler einen Blick auf höhere Berge des Hispar Muztagh:
(6) Blick vom westlichen Ortsteil Shimshals nach Süden zum
Isphardin (6550 m):
Europäische Bergsteiger haben diesen
Gipfel auch als "Shimshal-Whitehorn" bezeichnet,
weil sie seine
Gestalt an das Schweizer Weißhorn erinnerte.
(7) Blick vom östlichen Ortsteil Shimshals nach Süden auf den
unbenannten Peak 5560
Im Norden wird das Tal von der weitgehend geschlossenen Mauer der
Karun Kho-Gruppe begrenzt. Aber vom Talgrund aus ist weder von diesem
Fast-Siebentausender (6977 m) noch von den vielen anderen knapp 6000 m
hohen Zinnen der Bergkette viel zu sehen, obwohl
sie nah am Tal stehen. Die unteren Bereiche der Steilwände behindern
die Sicht auf die höchsten Gipfel. Man muss schon weit hinauf am
gegenüber liegenden Südhang des Tales, um einen Überblick über diese
Bergkette zu gewinnen:
(8) Blick vom Südostgrat des Isphardin in ca. 5700 m Höhe nach
Norden zur Karun Kho-Gruppe
Der Karun Kho ist mit seinen
6977 m Höhe der höchste Berg des nördlichen Karakorum.
Er wurde
erstmals im Jahr 1984 von einer österreichischen Expedition bestiegen.
Nur dieser
Berg ragt deutlich empor, alle anderen Gipfel haben
Höhen von knapp 6000 m.
Die Höhe des Isphardin wird in bisherigen
Landkarten mit 6303 m angegeben,
es dürften aber tatsächlich ca.
6550 sein.
Foto:
Big Lee, summitpost.org; Beschriftung: Günter
Seyfferth
Der Ort Shimshal ist der Ausgangspunkt für Besteigungen am Nordhang
des Hispar-Muztagh sowie für alle Touren in Richtung Norden und Osten.
Vom Dorf aus hat man im Osten die ersten Gipfel der Chot Pert-Gruppe
gesehen (siehe Bild Nr. 4). Von deren Abhang ist das folgende Bild in
Richtung Shimshal aufgenommen:
(9) Blick über das Shimshal-Tal hinweg nach West-Nordwesten
Im Vordergrund sehen wir das weite Schwemmgebiet mit Kies und
Geröll, welche der Shimshal von den großen Gletschern, die links außerhalb
des Bildes bis zum Talgrund vorstoßen (siehe folgendes Foto),
hierher trägt. In Bildmitte liegt der Ort Shimshal, rechts davor - am
Nordufer des Flusses - erkennt man weitere künstlich bewässerte
Flächen. Dort mündet von Norden das Tal des Zardgarbin ein. Dieses Tal
führt hinauf zum Pass Boesam-Pir, der hinüber ins unbewohnte Tal des
Ghujerab leitet. Die Bilder Nr. 41 bis 48 beschreiben diesen Bereich. Im Hintergrund rechts steht der Tupodan
(6106 m). Um diesen Berg windet sich der Shimshal links herum (siehe Bild Nr. 2) und mündet in den
Hunza-River. Der Tupodan steht unmittelbar über dem Ort Pasu am
Karakorum Highway.
Foto:
Roger Nix, flickr.com
Übrigens befindet sich der Standort des Fotografen des vorstehenden
Bildes am Beginn der Trekking-Route zum Shimshal-Pass, die nach rechts
in die bizarre Schlucht des Pamir-i-Tang führt. Wir folgen nun aber
dem Haupttal weiter nach Südosten (nach links), wo wir vor der Zunge
des Yazghil-Gletschers stehen, die sich bis in das Shimshal-Tal
vorgeschoben hat:
(10) Blick von oben auf die Zunge des Yazghil-Gletschers im
Shimshal-Tal
und auf das Flussbett des davor von links nach rechts
verlaufenden Shimshal.
Über dem Yazghil-Gletscher
steht der Yazghil Sar (5964 m) von dessen Flanken die Bilder Nr. 11
und 13 aufgenommen sind. Rechts daneben ist der Gipfel des
Rishi Sar (6450 m) zu sehen.
Foto:
Roger Nix, flickr.com
Fast 5 km lang ist die Passage am Yazghil-Gletscher, zunächst entlang
der Stirnmoräne, dann an einer Strecke schwarzen Eises vorbei, wo ein
Ausbruch eines Gletschersees die Stirnmoräne weggeschwemmt hat, und
schließlich wieder entlang der Stirnmoräne, wo der Abstand zum
Gegenhang schließlich gerade noch für den Fluss und ein schmales
Kiesbett Platz lässt.
(11) Blick aus 5200 m Höhe am Yazghil Sar (5964 m) nach Norden
auf
die östlichen Berge der Karun Kho-Gruppe (vergl. Bild Nr. 8)
Zu Füßen des Betrachters liegt die Zunge des
Yazghil-Glerschers, die auf Bild Nr. 10 von der entgegengesetzten
Seite zu sehen ist. In der gegenüberliegenden Bergkette ist links der
Bildmitte das Tal des Zardgarbin zu sehen, das hinauf zum Pass Boesam
Pir führt (siehe Bilder Nr. 41 bis 46).
Rechts der Bildmitte beginnt das
Tal des Pamir-i-Tang, das zum
Shimshal-Pass führt.
Hinter den Bergen der Karun Kho-Gruppe ist der höchste Gipfel der
Khunjerab-Kette,
der Chapchingal Sar (6265 m), zu sehen. Zwischen
beiden Bergketten verläuft das Tal
des Ghujerab, das über den Boesam
Pir erreicht wird.
Foto:
Big Lee, summitpost.org; Beschriftung: Günter
Seyfferth
Jenseits der langen Passage
am Yazghil-Gletscher folgt wieder der breite Talboden. Voraus liegt
aber bereits ein ähnliches, noch mächtigeres Hindernis: die vereinigten Zungen
der Gletscher Yukshin Gardan und Khurdopin. Noch vor 100 Jahren hatte
das Eis dieser Gletscher das Tal vollständig versperrt und oberhalb
einen See aufgestaut. Dieser brach im Jahr 1923 durch das Eis und
richtete im Tal Verwüstungen an. Heute ist die Gletscherzunge weit
abgeschmolzen, es muss aber dennoch streckenweise auf dem schwarzen
Eis gegangen werden,
weil der Fluss den schmalen Durchlass voll ausfüllt.
Zuletzt geht man auf der Stirnmoräne des Khurdopin-Gletschers zum
Rastplatz Pasthalga am Grund des ehemaligen Sees. Dort ist bereits die
Zunge des Virjerab-Gletschers in Sicht. Eine ähnlich enge Folge von
mehreren Gletscherzungen in einem Talgrund findet man nur noch im
Shaksgam-Tal südöstlich des K2.
(12) Querung der Khurdopin-Gletschers
Die
Oberfläche des Gletschers ist von Geröll bedeckt, das Eis ist vom
Gesteinsstaub schwarz gefärbt.
Der Khurdopin-Gletscher führt
zunächst nach Süden und dann in einem weiten Rechtsbogen unter die
Südostwand des Kanjut Sar (7760 m). Bilder dazu finden Sie
hier.
Foto: Anton Reiser
(13) Blick aus 5600 m Höhe am Yazghil Sar nach Ost-Nordost
Zu Füßen liegt die Zunge des Khurdopin-Gletschers, unten
rechts erkennt man auch die Enmündung des Yukshin-Gardan-Gletschers.
Beide Gletscherzungen liegen vereinigt im Shimshal-Tal. Darüber stehen
die Berge der Cho Pert-Gruppe, hinter denen sich der Shimshal-Pass
befindet. Im Talgrund hinten ist die Zunge des Virjerab-Gletschers zu
sehen.
Foto:
Big Lee, summitpost.org; Beschriftung: Günter
Seyfferth
Das vorstehende Foto belegt ganz eindeutig die Erkenntnis, dass es in
der Chot Pert-Gruppe keine Gipfel von 6544 oder gar 6570 m Höhe gibt,
wie es bisherige Landkarten suggerieren. Ein solcher Gipfel müsste
weit über die meist hohen Fünftausender der Gruppe aufragen. Der
höchste Berg der Gruppe (im Bild rechts oben) ist nicht 6570 m hoch,
sondern nur ca. 6120 m.
Die Entfernungen im Himalaya werden allgemein unterschätzt. 6 km weit
geht es über Eis und Moräne des Khurdopin-Gletschers, bis der
Rastplatz Pasthalga erreicht ist. Dort meint man, bald den
Virjerab-Gletscher erreicht zu haben, aber bis dorthin sind es weitere 4 km auf
dem Boden des ehemaligen Sees :
(14) Blick vom Rastplatz Pasthalga (3490 m) am
Khurdopin-Gletscher zum Virjerab-Gletscher
Diese ca. 1 km
breite Ebene ist der Boden des ehemaligen Stausees.
Rund 4 km
(!) Luftlinie sind es bis zum Virjerab-Gletscher.
Foto: Anton Reiser
Am Virjerab kann dem Gletschereis nicht mehr ausgewichen werden.
Rechts des Gletschertors (in Gehrichtung gesehen) geht es hinauf in
eine unüberschaubare Wildnis aus zerrissenem Eis, Geröllbergen und
Gletscherseen. Der Fuß findet nur schwer sicheren Halt auf großen und
kleinen Geröllbrocken, die sich unversehens in Bewegung setzen können.
Es scheint unmöglich zu sein, hier ohne viele vergebliche Versuche
durchzukommen. Doch die einheimischen Führer haben einen Instinkt für
den richtigen Weg.
Würde man dem Virjerab-Gletscher über seine 40 km Länge folgen, so
käme man an den Nordostrand des Snow Lake, ohne dort aber einen
bekannten Übergang zu finden. Nichts ist von diesem obersten Bereich
des Gletschers bekannt. Östlich des Gletschers liegt die asiatische
Hauptwasserscheide: Der Shimshal schickt seine Wasser über Hunza und
Indus in Richtung Indischen Ozean, der östlich gelegene
Braldu-Gletscher über Shaksgam und Yarkand in Richtung der
abflusslosen zentralasiatischen Tiefebene. Auch der Shimshal-Pass
liegt auf dieser Wasserscheide.
(15) Lager am Nordrand des Virjerab-Gletschers in ca. 4200 m
Höhe mit Blick nach Süden
Voraus erkennt man den von links
kommenden Taleinschnitt des Arjol Door (Pfeil).
Dieses Seitental führt
hinauf zum Dildar-Pass (5370 m), der hinüber zur Hochalm Shuwert
und
zum Shimshal-Pass leitet. Der am Horizont sichtbare Gipfel 6190 ist
rund 23 km entfernt.
Der hier sichtbare Lagerplatz wird nach einem
2-tägigem anstrengendem Trekking
ab dem Lagerplatz Pasthalga am
Khurdopin-Gletscher erreicht.
Foto: Anton Reiser
(16) Blick von einem ca. 5900 m hohen Nebengipfel des Peak
6130 am unteren
Virjerab-Gletscher nach Norden zur Chot
Pert-Gruppe
Auch dieses Foto belegt, dass es in der Chot
Pert-Gruppe keine Gipfel mit Höhen
von 6544 oder 6570 m Höhe gibt. Der
höchste Gipfel Peak 6120 ist rechts zu sehen
wie auch auf Bild Nr. 13.
Knapp außerhalb des rechten Bildrandes liegt das Seitental Arjol Door
mit dem Übergang über den Doldar-Pass zum Shimshal-Pass.
Foto:
Krysztof Wielicki; Beschriftung: Günter Seyfferth
Der Übergang über den Dildar-Pass zum Shimshal-Pass wird sehr selten
gegangen. Insofern ist es ein Glücksfall, dass mir Anton Reiser seine
Bilder von dieser Überschreitung zur Verfügung gestellt hat. Er, seine
Frau und eine Gruppe befreundeter Shimshali sind diese
außergewöhnliche Tour über den Virjerab-Gletscher und über den hoch
gelegenen Pass im Juni 2015 gegangen. Das Ehepaar ist voll des Lobes
über die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und über das hohe alpine
Können der Einheimischen.
(17) Rückblick vom Aufstieg im Seitental Arjol Door nach
Südwesten
zu unbenannten Sechtstausendern in der Virjerab-Gruppe.
Das Bild Nr. 16 wurde von einem Standort am Westgrat des Peak
6130 aufgenommen,
knapp außerhalb des rechten Bildrandes.
Foto: Anton Reiser
(18) Bizarre Formationen am Arjol Door in 4700 m Höhe.
Die Trekker sind von rechts heraufgekommen, der Blick geht in
ein Seitental nach Südwesten.
Foto: Anton Reiser
Über unendlich erscheinende Geröllhalden geht der Weg weiter nach
links das Tal hinauf, bis in 4800 m Höhe der Gletscher des Hochtales
erreicht wird. Eine Weile geht es weiter im Geröll entlang des
Westrandes des Gletschers, dann wird er in 5000 m Höhe nach Norden
überquert, wo in 5070 m Höhe schließlich am Fuß der Steilflanke
unterhalb des Passes das letzte Lager auf dieser Seite der
Haupt-Wasserscheide aufgeschlagen wird:
(19) Blick vom Lager in 5070 m Höhe unter der westlichen
Steilflanke
des Dildar-Passes nach Nordwesten
Der
Gipfel links ist der P 5970 auf der Landkarte. Zum Pass geht es noch
300 m rechts hinauf
über den steilen Geröllhang. Bei Neuschnee ist
dieser Hang gefährlich.
Foto: Anton Reiser
(20) Blick vom Dildar-Pass (5370 m) nach Süden zum oberen Tal
des Arjol Door.
Durch dieses Tal sind die Trekker vom
Virjerab-Gletscher heraufgekommen.
Foto: Anton Reiser
Auf dem Dildar-Pass wird die asiatische Hauptwasserscheide überquert.
Das Schmelzwasser des Arjol Door fließt über Shimshal, Hunza und Indus
in Richtung Indischen Ozean, das Wasser am Nordhang des Passes fließt
über den Nord-Braldu, den Shaksgam und den Yarkand in Richtung der
abflusslosen zentralasiatischen Tiefebene.
(21) Blick vom Dildar-Pass nach Nord-Nordost zu den Bergen
jenseits des Shimshal-Passes
Der Shimshal-Pass selbst und
die nah gelegene Hochalm Shuwert sind hier durch den Berg links der
Bildmitte verdeckt. Darüber ist der Minglik Sar (6010 m) markiert, von
dessen Gipfel die Bilder Nr. 23 bis 27 aufgenommen sind. Nach rechts
führt das sichtbare Hochtal an das Ufer des Nord-Braldu. Erläuterungen
dieser Region mit Landkarte finden Sie
hier.
Foto: Anton Reiser
Die Nordostflanke des Passes ist steil und nach Neuschneefällen
lawinengefährdet. Es sollte mit Seilsicherung abgestiegen werden.
c) Shimshal-Pass
Der Shimshal-Pass einschl. des Zugangs von Shimshal durch das
bizarre Tal des Pamir-I-Tang ist ausführlich beschrieben und reich
bebildert auf der Seite "Shimshal-Pass".
Bitte informieren Sie sich dort über diesen Bereich im
zentralen Teil der hier beschriebenen Region. Aus Platzgründen muss
hier auf eine Wiederholung verzichtet werden.
Hier möge nur noch ein Foto aus der Nähe der Hochalm Shuwert
überleiten zu den Bildern vom Gipfel des Minglik Sar nördlich des
Shimshal-Passes:
(22) Blick aus dem Hochtal südöstlich von Shuwert nach
Nordwesten
Die Hochalm selbst in 4650 m Höhe erkennt
hinter der verschneiten Fläche rechts der Bildmitte. Die große Zahl an
Yaks im Vordergrund lässt die große Bedeutung dieser Weiden für die
Bewohner Shimshals erahnen. Der Shimshal-Pass befindet sich ganz
rechts, Der Gipfel darüber (5880 m) steht unmittelbar nordwestlich der
Alm Shuijerab. Dort wendet sich der Weg durch das Tal des Pamir-i-Tang
nach Westen. Die bizarre Schlucht beginnt etwas weiter unterhalb.
Foto: Anton Reiser
d) Nördlich und nordöstlich des Shimshal-Passes
Der Minglik Sar (6010 m), nördlich des Shimshal-Passes und östlich der
Almhütten von Shuijerab gelegen, ist der einzige Berg der Region, der
öfters bestiegen wurde. Sein Gipfelbereich ist zwar vergletschert, er
stellt aber an die Bergsteiger außer einer ausreichenden
Akklimatisation und die übliche Sorgfalt auf vergletscherten Hängen
keine außergewöhnlichen Anforderungen. Der Höhenunterschied ist
allerdngs erheblich, so dass ein
Höhenlager erforderlich werden kann.
(23) Blick vom Gipfel des Minglik Sar
(6010 m) nach Nordosten
In dieser Blickrichtung ist es nicht weit bis zur
chinesischen Grenze. Es ist der Bereich der namenlosen Berge. Der
Shuwert-Gletscher (rechts) ist auch auf Bild Nr. 21 zu sehen.
Foto:
wildercow, panoramio.com; Beschriftung: Günter Seyfferth
(24) Blick vom Gipfel des Minglik Sar (6010 m) nach Ost-Südosten
Auch hier geht der Blick hinein
nach China, hier allerdings zu den Bergen am Shaksgam nördlich des K2.
Zwischen dem Betrachter und den Bergen im Mitelgrund liegt der
Shuwert-Gletscher.
Foto:
Roger Nix, flickr.com; Beschriftung: Günter
Seyfferth
(25) Blick vom Gipfel des Minglik Sar (6010 m) nach Süden bis
Südwesten
Links unten liegt der Shimshal-Pass. Der Blick
geht über die Berge der Chot Pert-Gruppe hinweg
bis zum Baintha
Brakk (7285 m, links) und Lukpe Lawo Brakk (6593 m) am Snow Lake
sowie zum Kanjut
Sar (7760 m) und Yukshin Gardan Sar (7479 m) im
Hispar Muztagh.
Der Dildar-Pass, von dem die Bilder Nr. 20 und 21 aufgenommen sind,
ist ebenfalls markiert.
Bei dieser Art von Sichten, bei der die
Gipfel mehrerer Bergketten in einer Ebene liegen,
ist die
Identifikation der einzelnen Berge besonders schwierig.
Foto:
Mazhar Fareed, flickr.com; Beschriftung: Günter
Seyfferth
(26) Blick vom Gipfel des Minglik Sar (6010 m) nach Westen
Hier geht in der rechten Bildhälfte der Blick das Tal des
Pamir-Tang hinunter.
In Bildmitte überragt der
Disteghil Sar (7885 m)
die westlichen Berge der Chot Pert-Gruppe.
Foto:
Roger Nix, flickr.com; Beschriftung: Günter
Seyfferth
Was man auf Bild Nr. 26 nur erahnen konnte,
holt das folgende Tele-Foto nah heran:
(27) Blick vom Gipfel des Minglik Sar (6010
m) nach Westen zu den Gipfeln des
Batura-Muztagh
Die Schlucht des Pamir-i-Tang liegt im Schatten
der Morgensonne.
Foto:
Mazhar Fareed, flickr.com; Beschriftung: Günter
Seyfferth
(zur
Fortsetzung der Beschreibung)